Bessere Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen gestalten
Interview zum „Tag der Pflege“ mit Dr. Christoph Heidrich, Abteilungsleiter Prävention der Unfallkasse Rheinland-Pfalz mit Sitz in Andernach
Frage: Der 12. Mai ist der „Tag der Pflege“. Welche Bedeutung hat das Thema Pflege in der heutigen Zeit?
Dr. Christoph Heidrich: Wie wichtig die Pflege in unserer Gesellschaft ist, haben wir gerade in den vergangenen zwei Jahren erfahren können. Die Menschen, die im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege tätig sind, haben bekanntermaßen während der Pandemie herausragende Leistungen erbracht, um die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Das hat eine hohe Anerkennung verdient.
Frage: Wie könnte Ihrer Meinung nach diese Anerkennung aussehen?
Dr. Christoph Heidrich: Das Wichtige ist, bessere Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen zu gestalten. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, werden in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterzuverfolgen sein. Aber die Zeit drängt: Seit Beginn der Corona-Krise ist der Handlungsbedarf sehr deutlich geworden. Die jüngsten Zusatzbelastungen der Beschäftigten in der Pflegebranche haben zudem den ohnehin existierenden Personalmangel noch einmal verschärft. Dieser kann nur abgebaut werden, wenn einerseits neue Pflegefachpersonen hinzugewonnen werden, andererseits aber auch „Abgänge“ so weit wie möglich vermieden werden können.
Frage: Welche Rolle kann die Unfallkasse bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen spielen?
Dr. Christoph Heidrich: Die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, bei der rund 10.000 Pflegefachpersonen aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft gesetzlich unfallversichert sind, richtet ihre Präventionsaktivitäten auf eine wichtige Erkenntnis aus – nämlich die, dass Beschäftigte nur mit physisch und psychisch gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen die Belastungen des Arbeitsalltags ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen stemmen können. Das erfordert, dass Maßnahmen zur Minimierung der Belastungen – Beispiele sind Belastungen durch schweres Heben und Tragen, durch Gefahrstoffexpositionen und Infektionsgefahren – ebenso getroffen werden wie Maßnahmen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten von Patienten oder Angehörigen sowie anderen Aspekten von psychischer Belastung.
Frage: In welcher Form belastet der Arbeitsalltag die Pflegekräfte auch psychisch?
Dr. Christoph Heidrich: Die Ausprägungen psychischer Belastungen für Pflegekräfte sind vielfältig. Die Arbeitsverdichtung macht ihnen zu schaffen, ebenso die daraus resultierenden ungeeigneten Zeitbemessungen für ihre Aufgaben. Ihnen bleibt einfach zu wenig Zeit für das, was sie zu tun haben. Hinzu kommt die fehlende Planbarkeit der Arbeitseinsätze und das tägliche Erleben von Leid und Hilflosigkeit der Menschen, die sie betreuen.
Frage: Wie könnte man es besser machen?
Dr. Christoph Heidrich: Vorweg – wenn es leicht wäre, würde es jede Organisation sofort umsetzen. Dennoch gibt es Handlungsmöglichkeiten. Gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen verbinden Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, mit guter Führung und schlussendlich mit einer auf die Beschäftigten vertrauensvoll ausgerichteten Unternehmenskultur. Sie sind die Basis dafür, dass Personal gewonnen und Personal gehalten werden kann. Gerade deshalb steht die Unfallkasse Rheinland-Pfalz mit ihren vielfältigen Präventionsangeboten in Form von Beratung, Seminaren, Informationen sowie Ermittlung und Überwachung von Arbeitsschutzstandards ihren versicherten Pflegekräften mit aller Kraft zur Seite. Zugleich ist die Unfallkasse Partnerin der „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.0“ in Rheinland-Pfalz, die mit konkreten Vereinbarungen die Steigerung der Attraktivität der Beschäftigungsbedingungen im Blick hat.