Prävention auf kreative Weise
Wettbewerbsjury sichtet gemalte „Einfälle gegen Unfälle“
Wo sonst gelaufen, geturnt oder Handball gespielt wird, steht heute die Kreativität im Mittelpunkt: Über und über ist der Boden der Sporthalle der IGS in Plaidt mit kleinen und großen Kunstwerken bedeckt – zusammengezählt sind es genau 3511 Bilder. Gestaltet haben sie Sechstklässlerinnen und Sechstklässler aus 96 rheinland-pfälzischen Schulen, die sich am diesjährigen Mal- und Zeichenwettbewerb „Einfälle gegen Unfälle“, seit 1982 alljährlich veranstaltet von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium, beteiligt haben.
Angesichts der Bildermassen hat die Wettbewerbsjury die Qual der Wahl. Doch entmutigt ist keiner, vielmehr macht sich Vorfreude breit. „Für mich ist das so ein richtiges Hochgefühl und ein schönes Erlebnis, hierher zu kommen“, sagt Georg Ehrmann vom Bildungsministerium Rheinland-Pfalz, einer der Juroren. Mit ihm machen sich als Mitjuroren die Lehrkräfte Helen Lauer (Friedrich-Schweitzer-Schule Westerburg), Tanja Loderhose (Westerwald-Gymnasium), Cornelia Plath (Schönstätter Marienschule Vallendar), Bernd Kammer (Gymnasium am Römerkastell Alzey), Helmut Sesterhenn und Christian Hacker (beide IGS Pellenz in Plaidt) auf den Weg durch die Bilderreihen. Doch sie sind nicht alleine: Teil der Jury sind auch Schülerinnen und Schüler der IGS Plaidt.
Georg Ehrmann gibt einen Einblick in die Gedankenwelt eines Juroren. Was ist für ihn das besondere am Mal- und Zeichenwettbewerb? Hören Sie rein.
In gemischten Teams sind Jugendliche und Erwachsene unterwegs, um die in Fünferreihen übereinander ausgelegten Bilder „abzuscannen“. „Es ist interessant, wie die gemischte Gruppe zusammenarbeitet. In den vergangenen Jahren haben die Schülerjuroren es sogar geschafft, die Erwachsenen durch gut vorgetragene und logische Argumente umzustimmen“, erklärt Jördis Hasler, die den Wettbewerb, der wie kein zweiter die Themen Unfallprävention und Kreativität miteinander verbindet, bei der Unfallkasse betreut.
Die Sichtung der Bildermassen ist keine leichte Aufgabe. „So viele habe ich nicht erwartet – die Anzahl der Bilder ist einfach überwältigend“, bringt es Christian Hacker auf den Punkt. Es sei eine Herausforderung, sich zu entscheiden, seufzt der Kunstlehrer, der das erste Mal Teil der Jury ist. Viel Zeit für eingehende Betrachtung bleibt nicht, deshalb muss ein Bild schon ins Auge stechen, um von ihm und den übrigen Jurymitgliedern in die engere Auswahl aufgenommen zu werden. „Kein einfacher Job“, meint auch Jördis Hasler.
Die Mehrheit der Kunstwerke macht deutlich: Die Schülerinnen und Schüler sind sich der Risiken und Gefahren bewusst, denen sie tagtäglich ausgesetzt sind. Sie wissen, wie gefährlich das Handy oder Alkohol am Steuer sind oder welche Gefahren drohen, wenn bei Hitze im Wald unachtsam mit Feuer umgegangen wird. Viele der Bilder zeigen, wie man es besser machen sollte. Oder sie zeigen, was absolut falsch läuft.
Worauf kommt es der Jury bei der Auswahl der Gewinnerbilder besonders an? „Das Bild muss authentisch und ausdrucksstark sein. Und die Bildidee originell“, erklärt Helmut Sesterhenn. Zudem sollten die Bilder dem Alter entsprechen und die Idee dahinter verständlich sein. Helen Lauer ist es wichtig, dass das Bild nicht nur den Unfall selbst, sondern auch eine Lösung zeigt. Besonderes Augenmerk richtet sie auf die Farbgestaltung und die Technik – nicht umsonst ist sie Kunstlehrerin. Am liebsten ist es ihr, wenn sie einem der kleinen Kunstwerke ansehen kann, dass das Kind „das Bild fühlt“ und Spaß bei der Gestaltung hatte.
Was auffällt, ist die Themenvielfalt. Doch verwundern sollte gerade das nicht. Schließlich gibt es unzählig viele Situationen, in denen Unfälle passieren können – auch und vor allem im Alltag von Schülerinnen und Schülern: auf dem Spielplatz, auf dem Schulweg oder auf dem Schulhof, im Sport- und Chemieunterricht, im Straßenverkehr, im Urlaub und in der Freizeit. Zu all dem haben die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler ihre ganz persönlichen „Einfälle gegen Unfälle“ aufs Papier gebracht.
„Dass sich der Wettbewerb weiterhin so großer Beliebtheit erfreut, finde ich klasse. Gerade, weil es ja auch so ein bisschen wie Schülerzeitung ist – ‚unmodern‘“, schmunzelt Georg Ehrmann. Die Kinder müssten sich Zeit für die Gestaltung ihrer Bilder nehmen. „Das ist eben nicht mal schnell mit einem Klick gemacht, elektronisch, sondern man muss es mit der Hand machen.“
Zeit nimmt sich auch die Jury: Mehrere Stunden dauert es am Ende, bis alle Preisträgerinnen und Preisträger in den drei Gruppen „Realschulen plus“, „Gymnasien, Integrierte Gesamtschulen (IGS) und Waldorf-Schulen“ sowie „Förderschulen“ ermittelt sind. Ende des Jahres wernde die Preisträgerinnen und Preisträger bei einer feierlichen Preisverleihung bei der Unfallkasse in Andernach geehrt.
Wer genau die ausgelobten Preise gewonnen hat, können Sie jetzt auf unserer Hompage nachlesen.
Hinter den Kulissen
Sie möchten wissen, wie eine Jurysitzung beim Mal- und Zeichenwettbewerb abläuft? Schauen Sie in unseren Artikel aus dem Jahr 2022.